Um den Pokal kämpfen

03.05.2025
Isabel Baumbach

Am Wochenende 3. und 4. Mai kommt es zum dritten Mal in Folge in Graz zum Finalturnier in der EHF European League. 33 Teams waren in den Wettbewerb gestartet, 29 in der Qualifikation, 4 wurden für die Gruppenphase gesetzt. Am Ende, nach Gruppenphase und Viertelfinale, spielen nun die besten Vier das Final4 mit Halbfinals, Spiel um Platz drei und Finale. Der Thüringer HC trifft am Samstag, den 3. Mai, um 18:00 im zweiten Halbfinale auf den französischen Vertreter JDA Bourgogne Dijon. Zuvor spielen um 15:00 die HSG Blomberg-Lippe und Ikast Handbold aus Dänemark das erste Halbfinale.

Rückblick:

Zweimal Halbfinale – der Thüringer HC steht im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft, aber dort als Außenseiter gegen den überragend die Hauptrunde gewonnenen HB Ludwigsburg. Der THC steht im Halbfinale im zweithöchsten EHF-Wettbewerb, um den Pokal in der European League.

Der Saisonausklang verspricht für den Thüringer HC Hochspannung. Das hat sich die Mannschaft in den bisherigen 36 Pflichtspielen der Saison hart erarbeitet. Herbert Müller zeigt sich mit dem Saisonverlauf zufrieden und gibt dem Team als nächste Zielstellung aus, ”in Graz ins Finale einzuziehen”. Beim ersten Mal haben wir Lehrgeld gezahlt,” und bezieht sich dabei auf die Final4-Teilnahme vor zwei Jahren, die nach Niederlagen gegen Ikast Handbold im Halbfinale und den BVB Dortmund im Spiel um Platz drei, mit Platz vier endete. “Jetzt wollen wir alles daran setzen, ins Endspiel zu kommen.” Nur drei THC-Spielerinnen waren damals schon dabei: Kapitänin Josefine Hanfland, die als Tirolerin in Graz in ihrer Heimat Österreich spielt, als Südtirolerin ist die Italienerin Anika Niederwieser nicht weit davon weg zu Hause, und als dritte im Bunde war Rechtsaußen Nathalie Hendrikse damals schon dabei. Auch für unsere “Torkanone” der Saison, die Österreicherin Johanna Reichert, wird das Turnier in der Heimat etwas ganz Besonderes.   Emotional wird es auch für Dinah Eckerle. Ihr Mann Florian ist in der Steiermark aufgewachsen, die Familie wird für Dinah dabei sein, bevor sie nach der Saison endgültig ihre Handballkarriere beendet. Und noch eine THC-Spielerin rückt in Graz in das Blickfeld – Ann-Cathrin Giegerich, sie hütete von 2018-2020 das Tor des THC, steht seit 2024 bei JDA Bourgogne Dijon im Tor, und ihr hat ihre Mannschaft dank zahlreicher glänzender Paraden den Triumph über die HSG Bensheim/Auerbach im Viertelfinale zu verdanken. Da ist jede Menge Spannung und Emotion im Gange, und zahlreiche THC-Fans werden die Mannschaft in Graz lautstark und leidenschaftlich unterstützen.

Zum Spiel:

Herbert Müller sieht durchaus eine reale Chance, Dijon im Halbfinale zu besiegen, Dijon war schließlich sein “Wunschgegner” für das Halbfinale.. Der Tabellenvierte in der französischen Liga spielt gerade punktgleich mit Chambray Touraine um die Bronzemedaille, hinter den souverän an der Spitze liegenden Champions-League-Clubs Metz HB und Brest Bretagne HB. Dennoch sieht der THC-Chef Dijon “auf Augenhöhe mit dem THC” . Der französische Frauenhandball indes gehört zum Besten, was es in Europa gibt: Weltmeister 2023, 2021 – Silbermedaille; Olympische Spiele: Olympiasieger 2020, 2024 – Silbermedaille und Europameister 2018, zuletzt zweimal Vierte. Die Französinnen, die sich über Hypo Niederösterreich und ZRK Zrinski Cakovec (SRB) für die Gruppenphase qualifiziert haben und in Gruppe C hinter der HSG Blomberg-Lippe als Gruppenzweiter in das Viertelfinale eingezogen sind, haben dort die HSG Bensheim/Auerbach mit 31:27 und 28:26 in beiden Spielen besiegt. Das sagt viel über die Spielstärke, denn auch der THC hat sich jetzt gerade in zwei ganz engen Spielen im Viertelfinale der Play Offs zur Deutschen Meisterschaft gegen Bensheim/Auerbach durchgesetzt.

Die wohl international bekanntesten Gesichter im Team sind die ehemalige französische Nationalspielerin Gnonsisane Niombla und die dänische Nationalspielerin, Spielmacherin Nadia Mielke-Offendal. Torgefährlich zeigen sich Nina Dury auf Linksaußen, die Norwegerin Celine Sieversen (Rückraum Rechts), Claire Vautier und Nationalspielerin Mathilde Plotton (Rückraum Links), die Argentinierin Medel Urban auf Rechtsaußen oder die Nationalspielerin Lilou Pintat am Kreis. Letztere waren auch im Kader der Französinnen bei den beiden Testspielen gegen Deutschland Anfang März dabei.

Es erwartet uns ein enges, spannendes Spiel. Erstmals in seiner Geschichte möchte der THC ins Endspiel einziehen, um dann den Kampf um den Pokal der European League am Sonntag aufzunehmen. Das Turnier wird vom MDR im Stream unter Sport im Osten übertragen.

Für die Handball Bundesliga Frauen spricht auch, dass Deutschland gleich mit zwei Klubs im Endturnier dabei ist. Wieder einmal möchte die HSG Blomberg-Lippe dem THC Paroli bieten. Nicht nur, dass sie dank des gewonnenen direkten Vergleichs den THC nach Punkt- und Torgleichheit in der Hauptrunde von Rang drei verdrängten, jetzt sind sie auch noch Mitbewerber um den European League Cup in Graz. Das verspricht zusätzliche Spannung.

Favorit für den Pokalsieg ist der mit zahlreichen Nationalspielerinnen aus Dänemark, Norwegen und Schweden gespickte dänische Vertreter Ikast Handbold, European-League-Cup Gewinner von 2023. Mit den Däninnen gibt es ein Wiedersehen mit einer weiteren ehemaligen THC-Spielerinnen, der tschechischen Nationalspielerin Marketa Jerabkova, die 2021/22 beim THC spielte und mit 250 Toren beste Werferin in der Bundesliga war. Danach gewann sie mit Vipers Kristiansand die Champions League. Ab Januar pausierte sie bei Ikast Handbold wegen einer Schwangerschaft, die aber bedauerlich im März mit einer Fehlgeburt endete. Diese Woche stand sie aber bereits in der Mannschaft, kam von der Bank und hat die Siebenmeter geworfen.

Zum Kader: Der THC reist vollständig bereits Donnerstagnachmittag ab, übernachtet unterwegs, um Stress herauszunehmen und kommt Freitag nach Graz. Alle Spielerinnen zeigen sich fit und einsatzbereit.

 

Bericht: HaJo Steinbach/ Bild: Christian Heilwagen