Mit zwei Punkten Kurs Viertelfinale

06.02.2025
Bernd Hohnstein

Der Thüringer HC empfängt nach einer Woche Pause in der EHF European League Gruppenphase am Samstag, den 08. Februar 2025, um 20:00 Uhr in der heimischen Salza-Halle die Rumäninnen vom H.C. Dunarea Braila zum Rückspiel. Mit einem Sieg wäre der THC so gut wie im Viertelfinale.

Rückblick: In der EHF European League ist Halbzeit in der Gruppenphase. Nach zwei Siegen und der nicht zu hohen Niederlage in Buzau gegen H.C. Dunarea Braila liegt der Thüringer HC auf Kurs Viertelfinale. Dazu brauchte man noch vier Punkte, rechnet man einen Heimsieg gegen die Außenseiter von Atticgo Bm Elche aus Spanien mit ein, müssen entweder am Samstag gegen Braila oder beim Rückspiel in Larvik noch ein Sieg her. Das ist die Ausgangslage, selbstredend mit noch vielen Unbekannten, der THC hat alles in eigener Hand.
In der Handball Bundesliga hat die THC-Mannschaft nach den beiden Niederlagen in Ludwigsburg und zuletzt unerwartet in Neckarsulm wie erhofft Charakter gezeigt und in einem begeisternden Handballmatch zweier Mannschaften auf Augenhöhe den Sieg glücklich, aber hoch verdient errungen.“Das war Damenhandball vom Feinsten, was man in Deutschland erleben kann und macht deutlich, wie einzigartig schön diese Sportart ist.“, bilanzierte Herbert Müller am Schluss und attestierte seiner Mannschaft eine Klasseleistung. Dieser enge Kampf mit Toren am laufenden Band, bei durchaus guten Torhüterleistungen, hatte Spannung pur von der ersten bis zur letzten Sekunde. Es war die Topscorerin des THC, Johanna Reichert, die drei Sekunden vor Spielende mit ihrem 10. Tor, mit einem “Gewaltwurf” von neun Metern, der Heimmannschaft den Sieg bescherte. So wurden durch eine enorme Energieleistung zwei wichtige Punkte im Kampf um die Plätze hinter der HB Ludwigsburg gewonnen. Auffallend, wie sich alle THC-Spielerinnen gleichermaßen in die Aufgabe knieten, wie “Jojo” Reichert und Natzuki Aizawa das Kommando führten, wie Kapitänin “Fine” Hanfland, Julie Holm, Nathalie Hendrikse oder Kathrin Pichlmeier über sich hinauswuchsen und Christina Lövgren in der zweiten Halbzeit mit vielen Glanzparaden zur “Lebensversicherung” in diesem Spiel wurde. Der Siegeswille vom Mittwoch, die Kampfbereitschaft und Einsatzfreude sollten zum Maßstab für das EHF-Spiel gegen Dunarea Braila am Samstag werden, wenn es gegen einen Favoriten geht, der den Pokal in Graz sogar gewinnen kann.

Foto: Heike Gerhard Leissring

Zum Spiel: Im Rückspiel ist der THC nicht der Favorit, aber genau darin liegt die Chance. In Rumänien war man doch lange Zeit dem Gegner ebenbürtig, hat gezeigt, was möglich sein kann. Vor einem Jahr hat man den gleichen Gegner in der Salza-Halle schon einmal besiegt. Die Niederlage war am Schluss sogar zu hoch ausgefallen. Klar, so ist der Gegner gewarnt, wird ebenso kampfbereit auflaufen, um mit dem vierten Sieg als Gruppenerster endgültig das Viertelfinalticket zu lösen. Bei einem Sieg mit mehr als vier Toren könnte sogar der THC noch Kurs Gruppensieg nehmen. Der Thüringer HC hat sein Schicksal in der EHF European League in dieser Saison sprichwörtlich “ganz in den eigenen Händen”.
Das Match gegen Dunarea Braila ist von besonderer Bedeutung für das weitere Geschehen in der Gruppe A. Über den Gruppensieg fallen wahrscheinlich in dem Spiel schon die Würfel.
H.C. Dunarea führt nach drei Siegen: Heim-Kantersieg 33:15 gegen Atticgo BM Elche, 27:24-Auswärtssieg in Larvik und vor zwei Wochen der hart umkämpfte 26:22-Heimsieg in Buzau gegen den Thüringer HC die Tabelle in Gruppe A mit 6:0 Punkten und der deutlichen Tordifferenz von 86:61-Toren an. Am Ende entscheidet jedoch bei Punktgleichheit nicht die Tordifferenz, sondern der direkte Vergleich über die Rangfolge in der Abschlusstabelle. Darin liegt die große Chance des Thüringer HC.
In der rumänischen Frauenliga liegt H.C. Dunarea Braila nach 15 Spieltagen mit 26 Punkten aus acht Siegen, zwei Unentschieden und vier Niederlagen auf Rang 6 der Tabelle. Zuletzt wurde gegen den Tabellenzweiten 30:32 in Brasov verloren. Man liegt vor Ramnicu Valcea (8.), die man Mitte Januar mit 31:24 besiegt hat. Ramnicu Valcea wäre ein möglicher Gegner im Viertelfinale.
Dunarea Braila ist eine Mannschaft mit vielen rumänischen Auswahlspielerinnen, mit internationalen Gesichtern und Spitzenspielerinnen aus europäischen Nationalmannschaften. Kira Trusova, eine russische Nationaltorhüterin, brachte mit 45 % gehaltener Bälle im Hinspiel gemeinsam mit der rumänischen Auswahlkeeperin Elena Serban (55 %) selbst THC-Shooterin Johanna Reichert schier zur Verzweiflung. Neben Meike Schmelzer, die zuvor vier Jahre beim Thüringer HC gespielt hatte, spielt die bärenstarke Kroatin Katarina Jezic (5 Tore im Hinspiel) am Kreis. Intelligente Regisseurin ist die Serbin Kristina Liesevic (4 Tore in Buzau), die schon bei den Top-Champions-League-Clubs Metz HB und Team Esbjerg gespielt hat. Sie wird im Rückraum Mitte assistiert von der rumänischen Auswahlspielerin Cristina Popa und der kroatischen Nationalspielerin Daria Michalak, die sich in Buzau ebenfalls viermal in die Torliste eintrugen. Im Hinspiel in Buzau fielen die dänische Rechtsaußen Simone Böhme (3 Tore), die Weißrussin Maria Kanaval (3 Tore) und im rechten Rückraum die spanische Auswahlspielerin, Linkshänderin Mireya Gonzalez Alvarez (3 Tore) positiv auf. Braila hat also einen international namhaft besetzten Kader und wird von dem erfahrenen dänischen Chefcoach Jan-Leslie Lund trainiert.

Zum Kader: Zuletzt war das THC-Team bis auf die nun am Finger vor einer Operation stehenden Abwehrchefin Anika Niederwieser an Deck. Es wird darauf ankommen, wie die Mannschaft dennoch einen guten Mittelblock stellt.

Text: HaJo Steinbach

Nächstes Spiel

Samstag, 08.02.2025
EHF European League, 20:00 Uhr
Thüringer HC – H.C. Dunarea Braila
Salza-Halle, Hannoversche Str. 1, 99947 Bad Langensalza