Kathrin Pichlmeier (Thüringer HC) - DHB-Pokal Viertelfinale (Foto: Christian Heilwagen)

Entscheidung in letzter Minute

01.11.2023
Bernd Hohnstein

Der Thüringer HC entschied in einem Handballkrimi das Viertelfinalspiel um den DHB-Pokal gegen die HSG Bensheim/Auerbach mit 35:33 (15:18) für sich. Nach gutem Start und einer Dreitoreführung für den THC (8:5), mussten die Gastgeberinnen den Ausgleich zum 12:12 hinnehmen. Zu viele einfache Fehler und Ballverluste brachten die Thüringerinnen zur Pause sogar mit drei Toren in Rückstand. Zu Beginn der zweiten Halbzeit verteidigten die Gäste ihre Führung und ließen dem THC nur wenig Spielraum. Clever zwangen die Hessinnen dem THC ihr Spiel auf. Mitte der zweiten Spielhälfte war der THC da, es gelang der Anschlusstreffer und so hielt das Team von Herbert Müller die Spannung aufrecht. Der Führungstreffer gab noch einmal Auftrieb, die Flames hielten bis zum Schluss dagegen. Mit ein wenig mehr Cleverness und dem Quäntchen Glück in der Schlussphase holte sich der Thüringer HC den Sieg und reist nun zum Haushahn Final4 nach Stuttgart. Die meisten Treffer erzielten mit neun Toren Annika Lott (THC) und für die Gäste Lisa Friedberger mit zehn Toren.

Schon bei der ersten Aktion des Thüringer HC zeigte Vanessa Fehr ihre Stärke. Im Gegenzug legten die Gäste vor, Johanna Stockschläder mit dem Ausgleich. Das Ganze dauerte knapp eine Minute und so war klar, dass beide Teams auf eine schnelle Entscheidung aus waren. Die erste Zeitstrafe für die Gäste kassierte Isabell Hurst nach drei Minuten. Also auch in der Abwehr gingen die Flames offensiv und nicht gerade zimperlich zur Sache, um den THC den Angriffsschwung zu nehmen. Die Gastgeberinnen ließen ebenfalls nichts anbrennen, mit einer schnellen Bewegung aus der Abwehr heraus eroberte Annika Lott den Ball und netzte zum 3:2 ins leere Tor der HSG ein. Ähnlich der Treffer zum 5:3. Johanna Stockschläder wurde im Sprint nach vorn bedient und versenkte ins leere Tor. Das große Abtasten fand nicht statt, das Spiel wurde sofort auf hohem Niveau und Tempo geführt. Zu Beginn der 9. Spielminute die erste Dreitoreführung des THC – 8:5. Bis zu diesem Zeitpunkt leisteten sich beide Mannschaften kaum Fehler. Mitte der ersten Spielhälfte musste Vilma Matthijs Holmberg auf die Bank. Den fälligen Strafwurf versenkte Lisa Friedberger zum 10:8. Nur mit enormen Anstrengungen gelang es dem THC den knappen Vorsprung zu verteidigen. Dinah Eckerle parierte in der 18. Minute gleich doppelt gegen Ndidi Agwunedu. Die Südhessinnen drückten gegen die Abwehr und versuchten alles, um den Ausgleich zu erzwingen. Mit einem Strafwurf gelang Lisa Friedberger nach 20 Minuten das 12:12. THC-Coach Herbert Müller nahm das erste Team Timeout. In seiner Ansprache bemängelte er das schlechte Zweikampfverhalten seiner Mannschaft, das in den letzten Minuten den Vorsprung von vormals drei Toren gekostet hat. Mit einem starken Eins-gegen-eins setzte Johanna Reichert Akzente und netzte zum 13:12 ein. Auf der Gegenseite die nächste Zeitstrafe gegen die Gastgeberinnen. Glück hatte der Thüringer HC, als die Gäste das leere Tor verfehlten. Der THC erlaubte sich in dieser Phase zu viele einfache Fehler, ließ Chancen liegen oder scheiterte an Vanessa Fehr. So etwas darf man sich gegen die HSG Bensheim/Auerbach in dieser Saison nicht erlauben. Mitte der 27. Minute hatten die Gäste eine 13:17-Führung erkämpft. Herbert Müller nahm sichtlich unzufrieden seine zweite Auszeit und stellte auf dem Spielfeld um. Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm reagierte und nahm selbst das Team Timeout. Beim Stand von 15:18 ertönte das Pausensignal.

Kathrin Pichlmeier (Thüringer HC) - DHB-Pokal Viertelfinale (Foto: Christian Heilwagen)

Kathrin Pichlmeier (Thüringer HC) – DHB-Pokal Viertelfinale (Foto: Christian Heilwagen)

Der Thüringer HC startete mit einem starken Treffer von der rechten Außenbahn. Auf der Gegenseite parierte Nicole Roth den ersten Strafwurf gegen Lisa Friedberger. Im Tor der Hessinnen parierte Vanessa Fehr, Lisa Friedberger versenkte aus der eigenen Spielfeldhälfte zum 16:19. Aus der eigenen Abwehr erkämpften die Thüringerinnen den Ball zurück, Vilma Mathijs Holmberg netzte zum 17:19 ein. Die Flames überstanden das eigene Unterzahlspiel unbeschadet und setzten selbst die Akzente – 17:21 nach 35 Minuten. Mit einem Zwischenspurt verkürzte der THC auf zwei Tore – 21:23. Doch zu oft ließ sich die Abwehr der Gastgeberinnen in den Kreis drücken, die Folge – Strafwürfe für die Gäste. Auf beiden Seiten wurde sich nichts geschenkt, offensiv gingen die Abwehrreihen zu Werke. Ende der 44. Minute war der THC auf ein Tor dran, Johanna Stockschläder netzt zum 26:27 ein. Heike Ahlgrimm nahm sofort das Team Timeout, um ihre Mannschaft für die Schlussviertelstunde zu motivieren. In wenigen Sekunden parierte Dinah Eckerle, Annika Lott traf zum 27:28. Ein Stürmerfoul der Gäste brachte den THC in Ballbesitz. Die Chance zum Ausgleich, doch Vilma Mathijs Holmberg bekam den Ball nicht unter Kontrolle. Dinah Eckerle hielt einen Heber von Amelie Berger und Johanna Reichert erzielte mit einem mächtigen Schlagwurf das 28:28. Bensheim legte vor, der THC antwortete. Zehn Minuten vor Spielende stand ein 30:30 auf der Anzeigetafel. Dinah Eckerle und Vanessa Fehr zeigten ihre Klasse und verhinderten gegnerische Tore. Johanna Reichert erzielte erneut den Ausgleich – 31:31. Fünf Minuten waren noch zu spielen, Annika Lott legte zum 32:31 vor, Amelie Berger scheiterte auf der Gegenseite und Johanna Stockschläder erhöhte auf 33:31. Heike Ahlgrimm mit dem letzten Team Timeout. Sie machte ihrer Mannschaft noch einmal Mut. Die verkürzten nach dem Wiederanpfiff und Vanessa Fehr parierte drei Minuten vor dem Ende einen THC-Strafwurf – 33:32. Von der Strafwurflinie glich Lisa Friedberger zum 33:33 aus. Bis zur letzten Minute blieb die Spannung hoch, die Gastgeberinnen mit dem Ballgewinn. Schon lange hatte sich das Spiel zu einem wahren Handballkrimi entwickelt und bei einem Unentschieden droht die Verlängerung. Johanna Reichert scheiterte an Vanessa Fehr und noch 35 schier unendlich lange Sekunden der regulären Spielzeit waren zu absolvieren. Alicia Soffel vergibt, der Vorteil lag nun beim THC. Herbert Müller mit dem letzten Team Timeout. 34:33 und noch 16 Sekunden. Bensheim geht ins Eins-gegen-Eins in die Abwehr, doch Johanna Stockschläder bekommt den Ball – Tor! Damit entschied der Thüringer HC das Spiel um den Einzug ins Haushahn-FINAL4 mit 35:33 für sich und revanchierte sich für die knappe Auswärtsniederlage gegen die HSG Bensheim/Auerbach am 2. Bundesligaspieltag.

Bericht: Bernd Hohnstein/Andreas Hofmann


Trainergespräch nach dem Spiel

Statistik

Statistik:
Thüringer HC: Dinah Eckerle, Nicole Roth; Sonja Frey, Nathalie Hendrikse 1, Yuki Tanabe, Sara Ronningen 1, Vilma Mathijs Holmberg 3/1, Kathrin Pichlmeier 3, Anika Niederwieser, Johanna Stockschläder 7, Annika Lott 9, Ida Gullberg, Kerstin Kündig, Johanna Reichert 6, Jennifer Rode 3, Josefine Huber 2/1.

HSG Bensheim/Auerbach: Tabea Coors, Vanessa Fehr; Amelie Berger 1, Isabell Hurst 5, Leonie Kockel, Sarah Dekker 3, Alicia Soffel 4, Ndidi Agwunedu 2, Lisa Friedberger 10/6, Kim Naidzinavicius 2, Sarah van Gulik 6/3, Lucie-Marie Kretzschmar, Mia Ziercke, Sophia Ewald Lilli Matilda Holste.

Strafwürfe: 2/3-9/10.

Zeitstrafen: 3-4

Zuschauer: 735.

Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarajah/Suresh Thiyagarajah.

Nächstes Spiel

Nächstes Spiel:
Mittwoch, 08.11.2023
1. Handball Bundesliga Frauen, 19:30 Uhr
Borussia Dortmund – Thüringer HC
Sporthalle Wellinghofen, Am Lieberfeld 13, 44265 Dortmund

 

Nächstes Heimspiel:
Samstag, 18.11.2023
1. Handball Bundesliga Frauen, 18.00 Uhr
Thüringer HC – Buxtehuder SV
Salza-Halle, Hannoversche Str. 1, 99947 Bad Langensalza