​G​ute Ausgangslage für das Rückspiel​ schaffen

14.03.2024
Bernd Hohnstein

Am Sonntag, den 17. März, um 16:00 Uhr trifft der Thüringer HC im Viertelfinale-Hinspiel der EHF European League in der Salza-Halle auf den norwegischen Spitzenklub Storhamar Handball Elite. Es geht um eine gute Ausgangsposition, um eine Woche später in Norwegen die Chance zu nutzen, ins FINAL4 der European League in Graz vorzustoßen. Hin- und Rückspiel werden eine Herkulesaufgabe, weil der norwegische Tabellenzweite neben den Rumäninnen von Gloria 2018 Bistrita-Bissau einer der Favoriten für den Gewinn der European League 2024 ist.

Rückblick: Drei wichtige Spiele in fünf Tagen liegen hinter dem Thüringer HC und in drei Tagen gibt es das nächste vorentscheidende Spiel. Da bleibt wenig Zeit zum Regenerieren, um die Verletzungen und Belastungen auszukurieren. Es ist ein Mammutprogramm, das die THC-Frauen gerade absolvieren. Das FINAL4 um den DHB-Pokal brachte nicht die erhoffte Überraschung, die gelang dafür den Tussies aus Metzingen und so gingen zu Beginn des Pressegesprächs am Donnerstagmittag die Glückwunsche von Herbert Müller ehrlichen Herzens nach Metzingen. “Die haben eine großartige kämpferische und spielerische Leistung mit einer überragenden Jana Scheib gebracht und haben sich den Pokaltriumph so verdient. Ganz Handball Deutschland hat darauf gewartet, dass man endlich näher auch an Bietigheim heranrückt. Hatte der THC im Punktspiel vor einer Woche den dreifachen Meister schon ins Wanken gebracht, hat es Metzingen nun erzwungen.”, konstatiert der THC-Trainer. Für uns bleibt am Ende eine Enttäuschung, “aber das Spiel um Platz drei ist unter den Vorzeichen der bevorstehenden Aufgaben nicht wert, lange Rückschau zu halten.” Es ist eh keine Zeit, lange nachzudenken, deshalb wollte die Mannschaft schon am Mittwoch im Bundesligaspiel gegen Zwickau ein Zeichen setzen. Das ist gerade in Halbzeit eins mit Tempohandball aus sicherer Deckung bravourös gelungen. Herbert Müller möchte gern an die Leistung vom Mittwoch am kommenden Sonntag anknüpfen. “Das sollte der Maßstab für das wichtige Viertelfinalspiel sein.”

Nathalie Hendrikse hat einen Lauf. Hoffen wir, dass ihre Serie im Viertelfinale der EHF Europaen League nicht reißt. (Foto: Christian Heilwagen/THC)

Zum Spiel: Storhamar Elite ist in der Tabelle der norwegischen REMA 1000-Ligen Zweiter hinter dem mehrfachen EHF Champions League-Sieger Vipers Kristiansand. Für Herbert Müller sind sie neben Gloria 2018 Bistrita-Brissaud “ein heißer Titelkandidat für die European League in dieser Saison”. Es gehört zu den großartigen Ergebnissen des THC in dieser Saison, dass man nach dem Vorjahreserfolg wieder eine von acht europäischen Mannschaften ist, die es ins Viertelfinale geschafft haben. Jetzt geht es darum, in den nächsten 120 Minuten Hin- und Rückspiel eine Überraschung zu schaffen. Würde man den Titelanwärter ausschalten, wäre man schon fast selbst ein Favorit im Final4. Jedoch haben es die letzten beiden Schritte in sich. “Eine Herkulesaufgabe.”, sagt Herbert Müller und hofft auf eine propen volle Halle, auf eine begeisternde Atmosphäre, die sein Team beflügelt, um zumindest das Heimspiel zu gewinnen und vielleicht sogar einen kleinen Vorsprung vorzulegen. Die Norwegerinnen, die in der vergangenen Saison noch in der EHF Champions League spielten, wollen auch dorthin. Storhamar Håndball ist in Norwegen ein Spitzenklub im Frauenhandball, in den letzten Jahren sozusagen der ewige Zweite in Norwegen, Vizemeister in den Jahren 2018/19, 2019/20, 2020/21 und 2022/23. Im Pokal standen sie in den Spielzeiten 2018 und 2019 im Finale, verloren aber jeweils.
In der Saison 2020/21 hat der Thüringer HC schon einmal in der EHF European League Gruppenphase gespielt. Damals fanden beide Spiele in der Salza-Halle statt. Die Thüringerinnen verloren das erste als Auswärtsspiel gewertete Spiel 30:32 und gewannen das Rückspiel am nächsten Tag deutlich mit 41:36. Damals schied man in der Gruppenphase aus, weil bedingt durch das Corona-Geschehen gleich drei Spiele des THC nicht stattfanden.
Der Frauenhandballklub Storhamar hat seine Heimat in der norwegischen Kommune Hamar im norwegischen Fylke Innlandet. Die Kommune hat 32.879 Einwohner und liegt am Ostufer des Mjøsa-Sees, etwa 130 Kilometer nördlich von Oslo. Dorthin geht die Reise der THC-Frauen eine Woche später. Eine Handvoll optimistischer und begeisterter THC-Fans hat den Flug schon gebucht.
Storhamar Handball spielte die Gruppenphase in der Gruppe A und traf dort auf den den vielfachen kroatischen Meister und mehrjährigen Champions League-Teilnehmer RK Podravka Vegeta aus Koprivnica, die den zweiten Platz belegten. Die Kroatinnen treten im Viertelfinale gegen den Gruppensieger aus unserer Gruppe B Dunarea Braila aus Rumänien an. Weitere Gegner waren der vorjährige EHF European League Finalist Herning Ikast und der ungarische Vertreter Vac. Als Gruppensieger tritt Storhamar im ersten Spiel auswärts an und hat somit den Vorteil, im abschließenden Heimspiel ergebnisorientiert sein Spiel aufzunehmen. Der THC will daran natürlich etwas ändern. Deshalb wird es darauf ankommen, das Heimspiel gegen die Norwegerinnen deutlich zu gewinnen, damit man im Rückspiel eine Chance hat.
Storhamar hat eine starke Mannschaft, in der sehr viel Potenzial steckt. Die norwegischen Frauen gehören zum Besten, was es in der Welt im Frauenhandball gibt: Weltmeister 1999, 2011, 2015, 2021, neunmal Europameister, zuletzt 2020 und 2022 und Olympiasieger 2008 und 2012. Für die kommende Olympiade in Paris ist Norwegen Topfavorit.
Im Kader von Storhamar stehen einige norwegische Nationalspielerinnen mit viel internationaler Erfahrung. Im Tor stehen mit Olivia Lykke Nygaard und Eli Marie Raasok gleich zwei, die schon in der norwegischen Auswahl zum Einsatz kamen. Weitere Nationalspielerinnen sind: Rechtsaußen Tina Abdulla, Linksaußen Susanne Liberg Amundsen, Kreisläuferin Ane Cecilie Hogseth. Kreisläuferin Olivia Linnea Josephine Lövquist gehört zur schwedischen Auswahl. Torgefährlich ist zudem Linksaußen Kristin Venn, die für Norwegen im Europa Cup 2024 zum Einsatz kommt. Der Star im Team ist sicher die Spielmacherin Anniken Obaidli, eine drangvolle, spielintelligente Shooterin, die im laufenden Wettbewerb 46 Tore und in der vergangenen Saison in der Champions League 93 Tore erzielte. Man könnte die Auswahl beliebig fortsetzen. Es kommt mit Storhamar Elite ein Topteam in die Salza-Halle und es wird die bislang schwerste internationale Prüfung in dieser Saison.

Zum Kader: Leider hat sich Annika Lott beim FINAL4 in Stuttgart am Knie verletzt. Ihr Einsatz ist bis in die letzte Minute vor Spielbeginn fraglich. Anika Niederwieser, die Abwehr Chefin und Mannschaftskapitän Josefine Hanfland klagen ebenfalls über Kniebeschwerden, die Dauerbelastung macht ihnen zu schaffen. Ansonsten stehen alle Spielerinnen bereit und wissen um die Schwere der Aufgabe. Es wird mehr als 100 % bedürfen, um ein kleines Wunder zu schaffen.


Pressegespräch mit Herbert Müller

Nächstes Spiel

Sonntag, 17.03.2024
EHF European League – Viertelfinale, 16:00 Uhr
Thüringer HC – Storhamar Handball Elite
Salza-Halle, Hannoversche Str. 1, 99947 Bad Langensalza

 

Sonntag, 31.03.2024
1. Handball Bundesliga Frauen, 18:30 Uhr
Thüringer HC – Borussia Dortmund
Salza-Halle, Hannoversche Str. 1, 99947 Bad Langensalza