Auf den Kampf um Platz zwei fokussieren

Rückblick:
Der Thüringer HC steckt in einem kleinen Tief, vier Niederlagen in fünf Spielen, das gab es lange nicht. Sowohl das Haushahn FINAL4 als auch die Viertelfinalspiele der EHF European League gingen verloren. Der Vizemeister von 2023 konnte nicht an die glanzvollen Auftritte der zurückliegenden Wochen, auch nicht an das überraschende 27:27-Unentschieden gegen die SG BBM Bietigheim anknüpfen und blieb den eigenen Ansprüchen einiges schuldig. Die Verletzung von Annika Lott spielt dabei sicher eine Rolle, darin die alleinige Ursache zu suchen, wäre zu kurz gesprungen. Die Mannschaft machte nach den kräftezehrenden englischen Wochen einen müden Eindruck. Verständlich, denn die Belastungen sind enorm und der THC ist nicht so variabel aufgestellt, dass man sie beliebig auf viele Schultern verteilen kann. Am Mittwoch wurde erst einmal die Pflichtaufgabe im mitteldeutschen Derby gegen die SV Union Halle-Neustadt erfüllt. Kein glanzvoller Sieg, eher ein Arbeitssieg mit einigen Wenn und Aber. Das Ziel: zwei Punkte um vorn weiter mitzubestimmen, wurde erfüllt. Nach zähen 20 Anfangsminuten spielte der THC druckvoll am Ende von Halbzeit eins und machte in den verbleibenden zehn Minuten aus einem 8:9 eine 16:12-Halbzeitführung. Damit war eine Vorentscheidung gefallen und es gelang der Mannschaft in der zweiten Hälfte diesen Vorsprung nicht nur zu verwalten. Nach 45 Minuten hatte man beim 25:18 das Spiel entschieden. Der Sieg sollte zumindest Sicherheit geben. Bei gleichzeitiger Niederlage von Bensheim/Auerbach beim Spitzenreiter hat der Thüringer HC allein nur sieben Minuspunkte, Bensheim/Auerbach und Dortmund folgen mit acht. Mit einem Sieg bleibt der THC vorn, kann den Vorsprung zu Dortmund auf drei Minuspunkte vergrößern und zieht in der Tabelle vorbei, bei einer Niederlage fällt man erst einmal auf Rang vier zurück. Darin liegt die große Bedeutung des kommenden Spiels. Der Thüringer HC hat somit alles selbst in der Hand.

Josefine Hanfland und Anika Niederwieser führen Regie in der Abwehr des Thüringer HC. (Foto: HBF Archiv)

Zum Spiel:
Mit diesem “Vier-Punkte-Spiel” wird die abschließende Phase der Saison in der Liga eingeläutet. Es ist sozusagen ein Schlüsselspiel für die Schlussphase der Saison 2023/24. Mit Borussia 09 Dortmund empfangen wir am Ostersonntag ein Top-Team der Handball Bundesliga Frauen. Deutscher Meister in der Saison 2020/21, nachdem man in der abgebrochenen “Corona-Saison 2019/20” trotz Tabellenführung ohne Titel geblieben war, zuletzt einmal Zweiter und einmal Dritter. Ein Spitzenklub also und in dieser Saison will Dortmund auf das Treppchen, will als vorjähriger Dritter zumindest den Abstand nach Punkten gegenüber Meister SG BBM Bietigheim und Vizemeister Thüringer HC verkürzen. Das ist dem BVB im bisherigen Saisonverlauf ganz gut gelungen. Von den letzten zehn Spielen hat man bis auf eine Ein-Tor-Niederlage (26:25) bei der HSG Blomberg-Lippe alle Spiele gewonnen. Der 33:26 Auswärtssieg des THC in Dortmund fiel in eine Phase, wo der BVB durch Verletzungsausfälle ersatzgeschwächt war. In dieser Anfangsphase ging beim BVB noch so manches in die falsche Richtung – das Aus im DHB-Pokal, das Ausscheiden in der Qualifikation für die EHF European League Gruppenphase gegen den späteren THC-Gruppengegner H.C. Dunarea Braila. Dortmund hat das Tief gut überwunden und nunmehr einen Lauf. Der THC ist trotz des Heimvorteils keinesfalls Favorit. Dem BVB wird die kleine Schwächephase des THC gerade recht sein, die kommen mit breiter Brust und in dem Kader steckt jede Menge Potenzial.
Im Tor, die niederländische Weltmeisterin Tess Lieder, sie kam nach der Babypause vom EHF Champions League-Teilnehmer CSM Bukarest und wir kennen sie unter ihrem Mädchennamen Tess Wester seit vielen Jahren in der HBF. Komplettiert hat sich der BVB mit der deutschen Nationaltorhüterin Sarah Wachter – das beste Torhüter-Gespann der Liga. Der Ersatz für die nach Metz gewechselte Alina Grijseels, die spanische Nationalspielerin Carmen Campos Costa, ist fast vollwertig. Da sind noch die torgefährlichen Rückraum-Linken Dana Bleckmann, Harma van Kreij und Lena Degenhardt oder die deutsche Nationalspielerin und ehemalige THC-Linkshänderin Alica Stolle, die deutschen Auswahlspielerinnen Lisa Antl (Kreis), Meret Ossenkopp (Rechtsaußen) oder Zoe Sprengers (Linksaußen). Das liest sich wie ein “Who ist who“ der besten Ligaspielerinnen. Da kann der Thüringer HC in der Dichte und in der Breite so gar nicht mithalten. Dortmund ist mindestens genauso stark, wenn nicht sogar besser, ausgeglichener als in der Vorsaison aufgestellt. Der BVB ist ein Top-Team. Mit dem Ostersonntagspiel leitet der THC eine wichtige Phase der Meisterschaftsentscheidung ein. Jetzt zählen nur noch Siege. Der BV Borussia 09 Dortmund wird da eine Mammutaufgabe. Für die Fans sollte der Osterspaziergang nach dem sonntäglichen Kaffeetrinken in die Salza-Halle führen. “Macht die Halle voll und bringt sie stimmungsvoll zum Beben. Die Mädels brauchen Euch”, wünscht sich nicht nur Herbert Müller.

Zum Kader:
Annika Lott laboriert weiter an ihrer Knieverletzung, sie wird uns sehr fehlen. Alle anderen sind an Deck und müssen den Kampf ​trotz der hohen Belastung aufnehmen.